Selbstständige zahlen zu viel für die Gesetzliche Krankenversicherung – für viele ist der Beitrag in 2021 erneut gestiegen
Höhere Beitragsbemessungsgrenze lässt GKV-Beiträge auf fast 1.000 EURO pro Monat steigen
Mit der Beitragsbemessungsgrenze wird der Teil des Einkommens begrenzt, auf den die Beitragssätze angewendet werden (14,6% für die Krankenversicherung zzgl. Zusatzbeitrag und gut 3% für die Pflegeversicherung). Konkret: Wer 60.000 EURO im Jahr bzw. durchschnittlich 5.000 EURO pro Monat verdient, der hat bis 2020 trotzdem “nur” von 56.250 bzw. 4.687,50 EURO seinen Beitrag gezahlt. Diese Beitragsbegrenzung wird in 2021 gelockert auf 58.050 bzw. 4.837,50 EURO.
“Spitzenzahler” haben also zuvor schon 850 bis gut 900 EURO pro Monat an die Krankenversicherung abgedrückt (je nach Zusatzbeitrag). Mit der Erhöhung werden es jetzt für viele bis zu 950 EURO monatlich.
Besonders betroffen dürften jene sein, deren Einkommen corona-bedingt weggebrochen ist, ohne dass die Beitragsgrundlage bisher angepasst wurde.
Zusatzbeiträge steigen – Coronabelastungen und Gesundheitspolitik als Begründung
Neben der Erhöhung der Bemessungsgrenze steigen zu 2021 auch bei vielen Versicherern die Zusatzbeiträge, nachdem diese in den Vorjahren weitgehend stabil gehalten werden konnten. So hat die größte deutsche Kasse, die Techniker Krankenkasse, den Zusatzbeitrag zum Jahresstart um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Das bedeutet für einen “Spitzenzahler” bei der Techniker nochmal fast 25€ mehr pro Monat.
Neben den Mehrbelastungen durch die Coronakrise werden vor allem gesundheitspolitische Projekt als ursächlich angegeben.
Private Krankenversicherung – für viele eine attraktive Alternative
Die private Krankenversicherung dürfte damit für viele eine umso attraktivere Option sein. Denn hier werden die Beiträge unabhängig vom Einkommen ermittelt. Es geht tatsächlich um das zu versichernde Risiko. Und nicht darum, wie viel man für gesamtgesellschaftliche Aufgaben zahlen kann.
Vorurteile zur PKV beruhen meist auf Missverständnissen
Nun heißt es oft, dass die Beiträge in der privaten Krankenversicherung (im Alter) steigen. Die Darstellungen führen dabei oftmals zu Missverständnissen – ob gewollt oder gewollt, sei mal dahin gestellt. In jedem Fall wollen wir einige davon hier klarstellen:
Die PKV-Beiträge steigen im Alter GERADE NICHT planmäßig
Mitunter besteht die Auffassung, dass private Krankenversicherer jüngere Versicherte mit niedrigen Beiträgen ködern. Und wenn dann im Alter die Kosten steigen, steigen auch die Beiträge. Das wäre von vornherein absehbar. Aber das ist Unfug.
Vielmehr sind steigende Kosten im Alter bei der PKV von Anfang einkalkuliert: Ein großer Teil des Beitrags in jungen Jahren geht in so genannte Alterungsrückstellungen. Durch diese bleibt der Beitrag über die gesamte Versicherungsdauer konstant.
Die PKV-Beiträge steigen NICHT überall und NICHT immerzu
Woher kommen dann immer wieder die Meldungen, dass PKV-Beiträge steigen? Natürlich steigen PKV-Beiträge tatsächlich. Und zwar weil die Berechnungsgrundlagen der Versicherer über Zeiten von mehreren Jahrzehnten auch mal korrigiert werden müssen.
So hat etwa die medizinische Entwicklung in den letzten Jahren rasant zugenommen – das ist gut für die Gesundheit, verursacht bei Krankenversicherern aber auch höhere Kosten (zu Gunsten ihrer Versicherten).
In manchen Tarifen führt das dann zu Erhöhungen. Wohl gemerkt: in manchen. Dass ein großer Teil der Tarife bzw. Versicherten nicht von Steigerungen betroffen ist, findet in der Berichterstattung jedoch kaum Widerhall.
Vielmehr wird die Schockwirkung verstärkt, weil die berichteten Anstiege häufig etwas stärker ausfallen. Nicht berichtet wird jedoch, dass einzelne Versicherte, wenn überhaupt, für gewöhnlich nur alle paar Jahre betroffen sind. Denn gesetzliche Regulierungen zwingen die Versicherer, erst ab bestimmten Kalkulationslücken die Beiträge nachzujustieren, anstatt stetig kleinere Anpassungen vorzunehmen.
Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung steigen auch – und sogar stärker
Diese steigen kleinen Erhöhungen finden demgegenüber in der gesetzlichen Krankenversicherung statt. Denn mit steigenden Einkommen steigt hier der Beitrag des Versicherten automatisch. Und wer mit seinem Einkommen bereits über der Beitragsbemessungsgrenze liegt, kriegt die Beitragserhöhung über die angesprochene Erhöhung der Bemessungsgrenze verpasst. Und tatsächlich ist die Gesamtbelastung der GKV-Versicherten in den letzten Jahren stärker gestiegen als die Beiträge der privat Versicherten.
Selbstverständlich muss auch die gesetzliche Krankenkasse Entwicklungen wie die Verteuerung im Gesundheitswesen auffangen. Ob sie das besser kann, darf man bezweifeln. Bedenkt man die demographische Entwicklung, könnte sich der Trend der letzten sogar verschärfen. Denn die Alterung der Gesellschaft dürfte die GKV stärker treffen als die PKV.
PKV die beste Option? Persönlicher Tarifvergleich und individuelle Beratung sind unverzichtbar!
Ob die PKV im Einzelfall die beste Option ist, hängt auch von den individuellen Umständen ab. Ein persönlicher Tarifvergleich und die Beratung durch Experten sind unumgänglich. Hierbei sollte man immer auch die Leistungen des PKV-Tarifs im Blick haben und nicht nur maximal sparen wollen.
Zudem ist es wichtig, dass Ihr Berater Ihnen nicht nur ein aktuell optimales Preis-Leistungs-Verhältnis aufzeigt. Er sollte auch auf die Beitragsentwicklung eingehen und einen Versicherer auswählen, der gut und konservativ kalkuliert.